PROF.
DR. ANDREAS UFFELMANN |
Kirchenzentrum Hannover-Süd
Idee Die Idee für den Entwurf entwickelt sich aus der
Frage, wie ein Ort für die Neuapostolische Kirche beschaffen sein
muss, der in der heutigen Zeit hilft, einen Ausgleich zu schaffen zur
Beschleunigung der Tages- und Lebensabläufe, der hilft, der
zunehmenden Vereinzelung zu begegnen, um damit auch der Aufgabe nach
Entwicklung des Gemeinschaftsgefühls innerhalb der Neuapostolischen
Kirche gerecht zu werden, der hilft, dieses gerade in einer Zeit
allgegenwärtigen Informationsüberflutung mit einfachen, intuitiv
erfahrbaren Mitteln umzusetzen. Grundlegende Aufgaben erfordern
grundlegende Mittel. Mit den Grundelementen der Architektur: Raum und
Licht, dem Herausbilden eines besonderen und natürlichen Ortes, unter
Nutzung der vorhandenen Ressourcen soll ein Ort entstehen, der vom
Alltag entrückt, entspannt und zur Sammlung und Kontemplation
verhilft. Das Bild hierfür ist ein „lichter Hain“ mit eingestellten
Bauwerken, dessen zentrales Gebäude, die Kirche, eine besondere Raum-
und Lichtsituation erhält. Der Kirchenneubau folgt der klassischen
Typologie eines Kirchengebäudes. Konzept Natur - Architektur - Licht Ein Ort der Kontemplation und Sammlung. Von außen
gesehen, erscheinen durch hohe, aufgeastete Stämme die Gebäude. Der
Hain führt, als erster natürlicher Übergang, zu Entspannung und
innerer Ruhe. Das bestehende, mit einigen neuen Bäumen ergänzte
Baumdach, fasst den Ort zusammen, seine Baumkronen filtern das Licht.
Ein ist ein einladender, naturbezogener, geheimnisvoller und
besonderer Ort, gestaltet unter Erhalt, Schutz und Nutzen der
vorhandenen natürlichen Ressourcen. Licht wirkt als zentrales
gestalterisches Element in der städtebaulichen Disposition durch die
Baumdächer und in der Raumwirkung im Kircheninneren, tags nach innen,
und nachts in die Umgebung. Die Dualität des Seitenlichtes und des
Oberlichtes geben dem Innenraum eine besondere Stimmung. Städtebau Die geplanten Gebäude, Kirchengebäude und
Wohnbauten, markieren die städtebauliche Kante zur Garkenburger
Straße. Als raumbildende Solitäre wirken sie nach Innen und nach
Außen. Es entsteht eine Torbildung mit der gegenüberliegenden Bebauung
an der Thurnitistrasse. Das Gemeindehaus schützt mit dem Rücken zur
nördlichen Nachbarbebauung und bildet zwei, von der Südsonne
beschienene, schöne Vorplätze. Das Kirchengebäude wirkt als
städtebauliches Merkzeichen, sowohl durch die Lage und Größe, als auch
in nächtlicher Präsenz durch den Lichtschein der oberen Seitenlichter.
Der Emblemträger steht am Hauptzugang, gut sichtbar von der
Hildesheimer- und der Garkenburger Straße. Besonders hervorzuheben ist
die offene und freie Durchwegbarkeit des Ortes von verschiedenen
Seiten, im natürlichen Verlauf von Wegen, Orten und kleinen Plätzen
liegt der Eingang zum Kirchenzentrum , die gewünschten Einstellplätze
sind an der Zufahrt zur Tiefgarage angeordnet. Gebäude Kirchenzentrum Das zweigeschossige, verglaste Foyer mit einer
Galerie, verbindet das Kirchengebäude mit dem Gemeindehaus im
Wegeverlauf der äußeren Erschließung. Es organisiert den
Jugendbereich, die Sonntagsschule und die Kita. Sie liegen zum
bestehenden Spielplatz. Die abtrennbare Cafeteria im Südlicht mit
vorgelagerter Cafeterrasse, liegt am gegenüberliegenden Eingang. Eine
getrennte Nutzbarkeit von Gemeindehaus und Kirchengebäude ist ebenso
möglich, wie der eigenständige Gebrauch der Cafeteria. Ein
funktionaler Vorteil ist die differenzierte Zusammenschaltbarkeit des
vierteiligen Mehrzweckraumes mit dem Kirchenraum und dem Foyer. Die
Lage und Organisation der Räume lässt auch eine zentrale Erschließung
des Gemeindesaals vom Foyer her zu, wenn alle Räume bei
Großveranstaltungen zusammengeschaltet werden sollen. Kirchengebäude „Das Schiff, das sich Gemeinde nennt ...“ das
Zitat, einem bekannten Kirchenlied entnommen, ist ein Leitfaden für
die Gestaltung des Kircheninnenraumes. Wie ein Schiffsrumpf wölbt sich
die Kirchendecke zum Gemeindesaal und verschwindet schwebend in das
bläuliche Licht der bunten, hohen Kirchenfenster des „Lichtgadens“.
Ein assoziatives Bild für Gemeinschaft, die Arche, die die
Lebensgemeinschaft sicher trägt. Durch die hohe „Laterne“ über dem
Altarbereich fällt indirektes Licht in den Kirchenraum und lässt über
die Reflektionen der weiß verputzten Wände den Altarbereich
erstrahlen. Das Licht ist ein Element des Universums, der
Altarraum wirkt erhaben durch diese besondere Situation. Schöne,
unterschiedliche Raumspannungen ergeben sich durch die räumliche
Dreiteilung: Empore – Gemeinderaum – Altarraum. Sie entwickeln sich
vom zweigeschossigen Foyer durch den eingeschossigen
Mehrzweckbereich, dem dann folgenden hohen Gemeindebereich bis hin zum
hervorgehobenen und überhöhten Altarbereich. Der warmfarbene
Steinfußboden, das helle Holz an der Wandverkleidung und die einfach
verputzte Wand des Altarbereiches, schaffen eine bergende, warme
Atmosphäre, Gestalterisch sind Gemeindezentrum und Kirchgebäude
äußerlich eng verbunden. Die Klinkerfassade des Kirchengebäudes „löst“
sich darüber hinaus von der Basis nach oben hin optisch weiter auf,
durch die tieferen Laibungen der Fassadenrücksprünge und die
transparenten Fenster der Belichtungszonen. Optimale klimatische
Verhältnisse werden erreicht durch die große Speichermasse der
Konstruktion. Die Belüftung erfolgt über eine Lüftungswand und -decke
(Mehrzweckräume, Empore und Kirchenraum) rückwärtig, der
geräuschintensive Anlagenteil liegt im Kellergeschoß, das
Kirchengebäude ist als Stahlbetonkonstruktion mit Kerndämmung geplant,
die Gebäudehülle ist aus Stein, ein heller, sandfarbener Klinker. Gebäude - Drei Wohnhäuser Drei eigenständige Solitäre (IV – V) stehen auf/ an
der gemeinsamen Tiefgarage. 2 Bauabschnitte sind möglich: 1. BA - Gebäude an Garkenburgstr.(V) +
Kopfgebäude an Garkenburgstr./Thurnitistrasse (V) Im Erdgeschoß des an den Kirchenplatz angrenzenden
Wohngebäudes können die Büros liegen, den gestalterischen Zusammenhang
mit dem Kirchenzentrum zeigt das helle sandfarbene Klinkermauerwerk,
die Vermittlung zum Maßstab des Kirchenzentrums wird durch die
gestalterische Zusammenfassung jeweils zweier Geschosse erreicht. Mit
farbigen Holzwerkstoffverkleidungen der Außenabstellräume in den
Loggien wird die Fassade belebt, Die Konstruktion ist als Massivbau
mit Kerndämmung und heller, sandfarbener Klinkerfassade geplant. Landschaftsarchitektur / Ökologie Die Eigenart des Grundstücks mit seinen großartigen
Bäumen wird genutzt, um einen besonderen Ort zu entwickeln. Zentrales
Element dieses Zusammenspiels von Architektur und Vegetation ist die
Kirche mit dem Gemeindezentrum. Eingebettet in den „lichten Hain“,
bildet sich so der zentrale Ort in dieser räumlichen Komposition, die
sich von der Hildesheimer Straße bis hin zur Thurnitistrasse spannt.
Vereinzelt werden Bäume entnommen, um den Blick auf die Kirche frei zu
geben. Lichte Freibereiche entstehen unter dem Blätterdach durch
Auflichten der bestehenden Bäume. Der Kirchplatz erhält eine homogene
Oberfläche aus Betonwerksteinbändern, er schiebt sich unter die Kirche
bis in das Foyer und schafft ein repräsentatives Gemeindezentrum, das
die ankommende öffentliche Wegeverbindung aufnimmt und einen „Ort der
Begegnung“ entstehen lässt. Intarsien für Kinderspiel, Caféterrasse
und Aufenthalt sind in den Kirchplatz und die Freiflächen eingebettet.
Die wertvolle Platanengruppe wird erhalten und breitet ihr schützendes
Baumdach über den Außenbereich der Kita. Seine Einfassung formt sich
zur Spielskulptur. Hohe Lichtstelen entlang der öffentlichen Wege
tanzen zwischen den Baumstämmen und inszenieren den lichten Hain. Die
höhengestufte Kirchmauer an der Garkenburgstraße konturiert den Platz,
den „Ort der Begegnung“, und bietet neben Bühnenpodesten auch
Aufenthaltsmöglichkeiten, Staudenpflanzungen und einen
Fahrradunterstand. Zu beiden Seiten schließen sich modellierte
Bereiche mit Heckenelementen an, die die öffentliche Wegeverbindung
begleiten. Regenwasserversickerung ist auf dem Gelände vorgesehen. Nachhaltigkeit Das vorgeschlagene Konzept ist ein sichtbarer
Beitrag zum nachhaltigen Bauen durch die Verwendung natürlicher
Baustoffe, einem günstigen Verhältnis von offenen und geschlossenen
Flächen, guter Wärmedämmung sowie der Ausnutzung der örtlichen,
natürlichen Ressourcen. Die Nutzung von BHKW und Solarenergie, Solarthermie
und Photovoltaik werden zur Energiegewinnung für alle Gebäude
vorgeschlagen. Mit einem hohen architektonischen Anspruch stellt
das Gesamtensemble einen positiven Beitrag zur nachhaltigen
Stadtteilentwicklung dar. |