PROF.
DR. ANDREAS UFFELMANN |
Wohnen im Klostergrund Wennigsen Städtebau Grundlage des städtebaulichen Entwurfs ist eine
Zeilenbebauung parallel zum Bach, die konsequent nach Süden ausgerichtet
ist. Im Norden des Quartiers entlang der S-Bahn als Reihenhäuser
konzipiert, werden die Zeilen zum Süden hin weiter aufgelockert bis hin
zu freistehenden Einfamilienhäusern. Die geometrisch einfach wirkende
Zeilenstruktur wird durch eingestreute Doppelhäuser, deren Hauptachse um
90 Grad gedreht sind, aufgelockert. Hierdurch wird eine besondere
räumliche Komplexität und Spannung entwickelt. Die zweigeschossige Reihenhausbebauung im Norden des
Grundstücks dient auch als Auftakt und räumliche Kante für das neue
Wohngebiet. In Verbindung mit den Doppelhäusern und den Kettenhäusern
bilden sie kleinere städtische Quartiere nördlich des Angers. Zur
Degerser Straße bilden hinter einem Grüngürtel Reihen- und
Doppelhausensembles eine aufgelockerte räumliche Kante, die der
gegenüberliegenden Bebauung angemessen ist. Innerhalb dieser räumlichen
Kante ist der Quartiersplatz vorgesehen. Südlich der linearen Freifläche bilden freistehende
Einfamilienhäuser lockere Gebäudegruppen. Die Bebauungsdichte wird mit
freistehenden Häusern am Wennigser Mühlbach weiter reduziert, um die
Ausgestaltung des Fuß- und Radweges als verbindendes Element zwischen
Quartier und Ortsmitte zu stärken. Die Aufteilung der Bebauung in
verschiedene Baufelder ermöglicht eine Realisierung in verschiedenen
Bauabschnitten hinsichtlich der weiteren Nutzung der Kleingartenkolonie
bis 2015. In dem neuen Wohnquartier werden verschiedene
Haustypologien angeboten, die den unterschiedlichsten Zielgruppen
innovative Wohnformen ermöglichen. Die Reihen- und Kettenhäusern sind
für junge Familien, Alleinerziehende, Singles und Paare ohne Kinder
ebenso ideal, wie für ältere Ein- und 2 Personenhaushalte. Südlich des
Angers werden hauptsächlich Familien mit höherem Etat leben können und
Familien, die mit mehr als drei Generationen als flexible Wohnform mit
Grundstücksteilung zusammen wohnen möchten. Die Gestaltung der Häuser
ist auf das wesentliche konzentriert: puristisch und gradlinig. Eine
zeitlose Architektur, die ein Höchstmaß an Individualität und
Flexibilität bietet. Grünräume Der Mühlenbach als südliche Begrenzung des
Wohngebietes und historische Entwicklungslinie des gesamten Ortes vom
Kloster bis zum Naturbad wird auch in diesem neuen Teil Wennigsens als
Entwicklungslinie aufgenommen. Der innerörtlich bereits umgesetzte
Wunsch, den Bach mit Fuß- und Radweg zu begleiten, wird aufgenommen und
als neuer Weg entlang des Wohngebietes aus dem Ort in die Landschaft
geführt. Darüber hinaus verbindet der Weg überregional mit dem Deister.
Betont wird der bachbegleitende Weg durch die Pflanzung von Kopfweiden,
wie sie im Ort und in der Landschaft typisch sind. Nördliche Begrenzung des Wohngebietes ist die
Bahnlinie mit dem modellierten Lärmschutzwall. Der Wall wird mit
einheimischen, landschaftstypischen Sträuchern und Baumgruppen
bepflanzt. Ein Weg führt auf der Südseite des Walls in West -
Ostrichtung am Wohngebiet vorbei und verbindet das Gebiet mit dem
Bahnhof im Westen und der Landschaft im Osten. Die westliche Grünfläche an der Degerser Straße
vermittelt zwischen Straßen- und Wohngebietsniveau. Erdmodellierungen
schaffen gleichzeitig Abstand zur Straße sowie die Verbindung zum Ort.
Baumreihen flankieren beidseitig die Grünfläche in nord-südlicher
Richtung und bilden einen durchlässigen Filter zur stark befahrenen
Degerser Straße. Ein Weg führt aus südlicher Richtung bis zum nördlichen
Übergang zur Bahnhofstraße. Den östlichen Rahmen des Wohngebietes bildet ein
Grüngürtel aus Sträuchern und Baumgruppen, der sich an den markanten
Stellen als Fenster zur Landschaft öffnen und die Verbindung herstellt. Zentraler Grünraum des Gebietes ist der grüne Anger,
der durch das städtebauliche Raster entsteht und als gemeinschaftlich
nutzbare Aufenthaltsfläche freigehalten wird. Der westliche Abschluss
des Angers bildet ein maßstäblicher, baumbestandener Platz, der als
Versammlungsort und Treffpunkt dienen kann. Ein Weg leitet von dort aus
weiter in den Ort. Die kleinteilige Grünstruktur der Wohnbebauung, die
bereits in der ehemaligen Kleingartenkultur gebietsprägend war, bleibt
im Grundsatz erhalten. Hecken gliedern das Baugebiet und schaffen
eigenständige, private Räume. Zugleich geben sie dem Wohngebiet eine
verbindende Struktur als Kontrast zu den verschiedenen Haustypologien,
Wohnformen und Privatsphären. Die landschaftliche Rahmung des
Wettbewerbsgebietes steht im formalen Kontrast zu den Grünstrukturen
innerhalb des Gebietes. Lineare Baumpflanzungen entlang der
Verkehrserschließung durchbrechen den landschaftlichen Rahmen und
verbinden das Wohngebiet mit den benachbarten Siedlungsstrukturen. Die
Hecken der Grundstücke unterstreichen dieses Motiv. Durch die Wahl eines
kleinkronigen, einheimischen Laubbaumes als Straßenbaum wird begrünt,
ohne die Gebäude zu stark zu verschatten. Wegenetz Die Erschließung des neuen Wohngebietes leitet sich
zum einen aus der benachbarten Siedlungsstruktur Wennigsens ab, zum
anderen aus der bisher hier vorhandenen Kleingartenstruktur, bzw. dem
geplanten städtebaulichen Raster. Die Erschließung unterteilt sich in
zwei unterschiedliche Kategorien: Straßen erschließen als Wohn- bzw. Spielstraßen das
Wohngebiet für den PKW – Verkehr, für die Andienung, Belieferung und
Entsorgung. Es gibt zwei Zufahrten zum Wohngebiet, um hohe
Flexibilität zu gewährleisten. Die Straßenbreite beträgt 4,75m, mit
einem 2m breiten Grünstreifen und einem 2m breiten Gehweg. Lediglich
die Straße am grünen Anger verzichtet auf den Gehweg, der dort
parallel im Anger geführt wird. Innerhalb der straßenbegleitenden
Grünflächen werden die geforderten 10% öffentliche
Ergänzungsstellflächen untergebracht. Fuß- und Radwege erschließen als zweite
Wege-Kategorie zusätzlich zu den Straßen das Raster der
Siedlungsstruktur. Die Fuß- und Radwege führen vorrangig in Nord –
Südrichtung, dem natürlichen Geländegefälle folgend, auf den
Mühlenbach zu, im Gegensatz zur Straßenerschließung, die hauptsächlich
in West – Ostrichtung verläuft. Wegebegleitend sind offene,
modellierte Entwässerungsmulden angeordnet, die landschaftlich
gestaltet zum Mühlenbach führen und hier das anfallende Regenwasser
der Straßen übergeben. Energetisches Konzept Eine nachhaltige und energieeffiziente
Baulanderschließung erfordert eine konsequente Südausrichtung der
Gebäude, wie sie in diesem Entwurf enthalten ist. Die Gebäude
ermöglichen somit in Verbindung mit einer guten Zonierung der Grundrisse
die aktive und passive Nutzung der Solarenergie. Die Häuser sollen
technisch und konstruktiv so ausgestattet werden, dass sie mind. die
Voraussetzungen für KfW-Effizienzhaus 55 erfüllen. Jedes Haus wird mit einem ganzheitlichen
Haus-Technik-Konzept für Heizung, Lüftung und Kühlung ausgestattet. Das
integrierte System kombiniert die Funktion der Fußbodenheizung mit der
Kühlung und beinhaltet gleichzeitig eine kontrollierte Lüftung mit
Wärmerückgewinnung - ebenfalls über den Fußboden. Heizkörper und
Lüftungsleitungen entfallen hierdurch. Durch die kontrollierte Lüftung
werden Schimmelpilze und Bauschäden durch kontinuierliche Abfuhr von
Feuchte und Schadstoffen von vornherein verhindert. Als Wärmequelle
werden Wärmepumpen vorgesehen. Durch die Südausrichtung der Häuser ist
eine aktive, verschattungsfreie Solarenergienutzung durch Solarthermie
oder Photovoltaik möglich. Durch diese Maßnahmen reduziert sich der
CO2-Ausstoß der Häuser erheblich. |