Bibliothekspavillon
Hannover - Herrenhausen
G.-F. Laves, 1817 - Umbau,
Renovierung, Restaurierung
Der Bibliothekspavillon Herrenhausen steht als städtebaulicher
Orientierungspunkt am Ende der Herrenhäuser Allee, die den
Bereich der Gärten mit dem Königsworther Platz verknüpft.
Die Bauaufgabe bestand in der Restaurierung des Kuppelraumes,
des zentralen erdgeschoßigen Rundbaus und der Renovierung des
Ostflügels. Der beschädigte Westflügel sollte zur Bibliothek
und zu Arbeitsräumen des Gartenamtes umgenutzt werden.
Unser Entwurfsziel war das
Aufzeigen von geschichtlichen Prozessen durch den Kontrast von
Alt und Neu sowie das Sichtbarmachen der verschiedenen
Bauabschnitte. Die
städtebauliche und historische Bedeutung des Gebäudes führten
zu einer kontinuierlichen Zusammenarbeit mit Auftraggeber und
Denkmalpflege.
Der Laves-Bau von 1817
wurde in den Flügeln ursprünglich als Wohngebäude für
Gärtner konzipiert, der Rundbau sollte ein Aufenthaltsbereich
für Gäste und Besucher der Herrenhäuser Gärten sein.
Laves Gebäudeentwurf steht in der
Tradition der französischen Revolutionsarchitektur. Es war sein
erster öffentlicher Auftrag. Zur Rekonstruktion des
ursprünglichen Zustandes sind in der Literatur nur Grundrisszeichnungen
zu finden.
Der Bauzustand war gezeichnet durch
eine Kriegszerstörung eines Flügelteils, die nach
notdürftigen Reparaturen sichtbare Schäden zurückließ. So
waren Risse im Putz sichtbar, auch morsche Balkenlagen, feuchte
Fußböden und der schlechter Zustand der Wände ( Gipsputz ) in
der Rotunde machten eine grundlegende Renovierung notwendig.
Der Entwurf für die Instandhaltungs- und Umbauarbeiten wurde
von unterschiedlichen Anforderungen von Seiten der
Denkmalpflege, den Nutzern und den Architekten bestimmt.
Die Denkmalpflege forderte den Erhalt des originalen
Gebäudekonzeptes von Laves, das Sichtbarmachen der
verschiedenen Renovierungsabschnitte, den authentischen
Farbanstrich der Fenster und Türen, den Erhalt von historisch
unterschiedlichen Farbschichten der Wände sowie das Einbringen
der Fußböden nach dem ursprünglichen Zustand. Ebenso war die
originalgetreue Restaurierung der Rotunde vorgesehen.
Der Nutzer benötigte Platzbedarf zur Unterbringung von Akten
und Arbeitsmaterial, für den Einbau einer Teeküche, die
Einrichtung eines Fotoraumes sowie einer Bibliothek.
Als Architekten suchten wir
danach, die zeitlich verschiedenen Eingriffe und Nutzungsarten
sichtbar zu machen.
Die Veränderung des ursprünglichen Gebäudekonzeptes von Laves
im Inneren planten wir als freie Installation im Westteil des
Gebäudes, mit einer Schrankwand und integrierter Teeküche als
Einbaumöbel. Die Nahtstellen zwischen Alt und Neu
verdeutlichten wir durch das Absetzen neuer abgehängter Decken
von den alten Wänden durch Fugen. Die Einrichtungsgegenstände
sollen möglichst zurückhaltend erscheinen, Möbel, Gardinen,
Beschläge und Beleuchtungskörper sowie Lichtschalter wurden in
einfachem Material gewählt und an den ursprünglichen
Gestaltungsprinzipien orientiert.
Das Beibehalten der historischen Gebäudekonzeption mit zum Teil
sichtbar gelassenen unterschiedlichen Farbschichten zeigt als
Zeitdokumentation die verschiedenartigen Auffassungen von
denkmalpflegerischen Interpretationen. Die historische Bedeutung
des Gebäudes bedingte für uns eine Reduzierung der formalen,
neuen Ausdrucksmittel.
(A. U.) |